In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder technologische Hype-Themen, deren Auswirkungen überschätzt wurden. Künstliche Intelligenz wird nicht dazugehören.

Künstliche Intelligenz im Recruiting erfährt als Thema aktuell enorme Aufmerksamkeit. In der Praxis stehen die meisten Unternehmen an dem Punkt, dass ihnen bewusst ist, dass das Thema strategisch in den Blick genommen werden muss. Gleichzeitig führt die hohe Dynamik im Bereich Künstlicher Intelligenz dazu, dass eine Orientierung schwer fällt. Verstärkt wird dieser Effekt durch die Anbieterseite, die die aktuelle Aufmerksamkeit nutzen möchte und das Buzzword KI vielfältig nutzt. So ist das, was gestern noch ein Algorithmus war, heute schnell eine KI. Um dir Orientierung zu geben, haben wir den Markt von KI-Lösungen im Recruiting für dich eingeordnet.

Das erfährst du auf dieser Seite:

  • Wo kommt all die KI im Recruiting her?
  • Was sind die Einsatzgebiete von KI im Recruiting?
  • Wo liegen die Unterschiede der KI-Anbieter?
  • Auf welche Aspekte muss ich bei der Auswahl achten?
  • Wie strukturiere ich das Thema KI im Recruiting?

Wo kommt all die KI im Recruiting her?

Auf den ersten Blick erstaunt es, wie so viele Anbieter eine so komplexe Technologie wie Künstliche Intelligenz anbieten können. Hintergrund ist, dass erst seit vergleichsweise kurzer Zeit fertige KI-Modelle und KI-Schnittstellen verfügbar sind (bei ChatGPT beispielsweise ab Mitte 2023). Die Schnittstellen ermöglichen es auch Anbietern, die über wenig oder keine eigene KI-Expertise verfügen, KI in ihre Prozesse einzubinden.

Zu den fortgeschrittensten KI-Schnittstellen zählen insbesondere Anbieter wie OpenAI (ChatGPT), die generative KI-Modelle entwickelt haben. Diese Modelle sind darauf trainiert, Texte zu erstellen. Das erlaubt beispielsweise einem ATS-Anbieter mit geringem Aufwand ein Feature zur KI-Erstellung von Stellenanzeigen einzubinden. Vor diesem Hintergrund wird klar, warum es so viele Anbieter und Funktionalitäten gibt, die sich um die Erstellung von Texten für Stellenanzeigen oder Nachrichten kümmern. Grenzen hingegen haben generative KI-Modelle in Bezug auf das Recruiting beim Matching und Sourcing. Hier braucht es spezifische, auf den Anwendungsfall trainierte KI-Modelle.

Was sind die Einsatzgebiete von KI im Recruiting?

Die Flut an Anbietern und Nutzenversprechen macht es schwierig den Markt zu sortieren. Klarer wird es, wenn man sich anschaut, welchen Beitrag die KI-Anbieter in Bezug auf die zentrale Größe des Recruitings leisten wollen: die Bewerber:innen. Aktuell dominieren dabei drei Bereiche den KI-Recruiting-Markt. Die Lösungen möchten Mehrwerte liefern bei der Generierung, der Auswahl oder der Kommunikation mit den Bewerber:innen.

Generierung von Bewerber:innen

Die Kernaufgabe des Recruitings: Bewerber:innen gewinnen. Naheliegend, dass es eine Vielzahl an Anbietern gibt, die diese Aufgabe erleichtern wollen. Spannend wird es, wenn man sich anschaut, wo der Fokus in diesem Bereich liegt: auf dem passiven Bewerbermarkt. Die Generierung von Bewerber:innen auf dem aktiven Bewerbermarkt ist eine standardisierte, weitgehend gelöste Aufgabe im Recruiting. Der größte Aufwand in diesem Bereich besteht in der textlichen Erstellung einer Anzeige. Durch die zuvor dargestellte Möglichkeit, dass heute Anbieter vorhandene generative KI wie ChatGPT mittels Schnittstellen leicht einbinden können, gehört die automatische Erzeugung von Anzeigen aktuell und zukünftig in jedem modernen ATS-System zum Standard.

Der passive Markt im Fokus

Der passive Bewerbermarkt konnte bisher nur zeitaufwendig und ineffizient erreicht werden. Neben Performance Recruiting über das Ausspielen von Kampagnen bei Facebook, Instagram & Co. - was sich insbesondere für Blue-Collar-Berufe eignet - dreht sich der passive Markt für Fach- und Führungskräfte zentral um einen Ansatz: Active Sourcing, also die Direktansprache geeigneter Kandidat:innen über berufliche Netzwerke. Was bisher unerreichbar war, rückt dank der Möglichkeiten Künstlicher Intelligenz nun in greifbare Nähe: das vollautomatische Sourcing.

Der Sourcing-Ansatz von US-Anbietern

Weltweit stellen die USA weiterhin die meisten Anbieter von KI-Sourcing-Lösungen. Die Anbieter werben mit bis zu 800. Mio. Kandidat:innen, die sie erreichen können. Ebenso wie mit fortschrittlichen KI-Modellen. Eine sichere Wahl also, wenn du als Unternehmen im deutschsprachigen Raum eine Lösung suchst?

Active Sourcing in den USA unterscheidet sich grundlegend von Active Sourcing im deutschsprachigen Markt!

E-Mail statt Direktnachrichten

Bei den meisten US-Anbietern erfolgt Active Sourcing über E-Mail-Kampagnen und nicht über Nachrichten innerhalb eines Netzwerks wie XING oder LinkedIn. Hintergrund sind insbesondere zwei Gründe:

  1. Kosten: Die US-Anbieter kaufen die Profildaten netzwerkunabhängig bei spezialiserten Anbietern, die diese Daten aus dem öffentlich zugänglichen Bereichen der Netzwerke gescraped, d.h. automatisiert herausgelesen, haben. Der Ankauf dieser Daten ist wesentlich günstiger als der Erwerb der Recruiter-Zugänge zu Netzwerken wie LinkedIn. Gleichzeitig haben die US-Anbieter entsprechend keine Möglichkeit, Kandidat:innen per LinkedIn-Direktnachricht zu erreichen. Stattdessen erfolgt die Ansprache per E-Mail.

  2. Kultur: Neben einem geringen Anteil privater E-Mail-Adressen, finden sich in den zugekauften Datensätzen der US-Anbieter insbesondere geschäftliche E-Mail-Adressen. Wenn man sich die Umsetzung in der Praxis vorstellt, landet man schnell bei kulturellen Unterschieden: Für die meisten mittelgroßen und großen Unternehmen in Deutschland dürfte es undenkbar sein, die Mitarbeiter:innen ihrer Konkurrenz direkt auf deren geschäftlicher E-Mail-Adresse zu kontaktieren.

  3. Datenschutz: Die Ansprache auf einer geschäftlichen E-Mail-Adresse berührt nicht nur kulturelle sondern auch rechtliche Fragen. Die strengen Anforderungen der DSGVO bestehen im US-Markt nicht und ermöglichen diesen Sourcing-Ansatz, der im deutschsprachigen Raum nicht darstellbar wäre.

Übersicht von US-Anbietern

Im US-Markt gibt es eine Vielzahl von Anbietern - wir stellen dir die wichtigsten vor:


Teilautomatisiert, E-Mail & ATS Sourcing, 3D-Data, US


Agentic-AI, E-Mail, Skill-Intelligence-Plattform, US


Teilautomatisiert, Search-Engine, E-Mail & ATS, Analytics, US


Teilautomatisiert oder als Service, E-Mail & ATS, US


Teilautomatisiert, E-Mail, KI-Kommunikation, US


Service, KI-Kampagnen, Sourcing und Chatbot, US


Service, Agentic-AI zum Sourcing, Analytics, US


Teilautomatisiert, Sourcing-Plugin, E-Mail, Anayltics, US


Teilautomatisiert oder als Service, E-Mail, US


Teilautomatisiert, Sourcing-Plugin, E-Mail, US

Sourcing-Anbieter für den deutschsprachigen Raum

Im deutschsprachigen Raum erfolgt Active Sourcing überwiegend über Direktnachrichten in beruflichen Netzwerken wie XING, LinkedIn, GitHub, Stepstone, Indeed & Co. (warum XING weiterhin eine wichtige Sourcing-Quelle ist, erfährst du hier). Genauso wie im US-Markt bieten die meisten Anbieter eine Unterstützung jedoch keine komplette Übernahme des Sourcings.

Vollautomatisiert vs. Teilautomatisiert

Eine Kernfrage bei der Auswahl einer passenden KI-Sourcing-Lösung für dich lautet: Möchtest du weiterhin selbst sourcen und durch KI unterstützt werden? Oder soll KI das gesamte Sourcing für dich übernehmen? Wenn du in deinem Unternehmen bereits ein eigenes Active Sourcing Team hast, können grundsätzlich beide Ansätze sinnvoll sein. Wenn das Active Sourcing bei dir als zusätzliche Aufgabe in der Verantwortung der Recruiter:innen liegt, wird eine graduelle Verbesserung sehr wahrscheinlich das zentrale Problem, dass Active Sourcing in der Flut der anderen Aufgaben untergeht, nicht lösen.

Neben Personaldienstleistern, die nach eigenen Angaben KI einsetzen, gibt es im deutschsprachigen Raum insbesondere KI-Tools, die den manuellen Sourcing-Prozess auf die Ebene der Teilautomatisierung heben. Daneben gibt es Anbieter, die sich auf einen Teilbereich im Active Sourcing Prozess konzentrieren, beispielsweise bei der Formulierung von Ansprachen, oder Anbieter, die KI zum Matching in einem eigenen, spezialiserten Datenpool nutzen.

skillconomy ist der einzige Anbieter im deutschsprachigen Markt, der proprietäre KI nutzt, um den gesamten Active Sourcing Prozess zu vollautomatisieren - ohne Aufwand für die Recruiter:innen.


Vollautomatisiert, Multi-Channel, Jobsite & Chatbot, ATS


Sourcing-Service, Social-Kampagnen, Analytics


Teilautomatisiert, Sourcing-App, Multi-Channel, opt. als Service


Teilautomatisiert, LinkedIn-Tool, automatisierte Kommunikation


Plattform, KI-Matching, Fokus Tech-Positionen


Tool, Nachrichten-Optimierung im Sourcing


Teilautomatisiert, Voice-KI, Sourcing, Kampagnen

Auswahl von Bewerber:innen

Die Anbieter in der zweiten Kategorie setzen an dem Punkt an, an dem du bereits Bewerbungen generieren konntest und zielen darauf ab, die Auswahl zu verbessern – entweder in Hinblick auf die Qualität der Auswahl und/oder die Effizienz. Die Lösungen reichen von Co-Piloten zur besseren Interviewführung bis hin zu wissenschaftlich fundierten Kulturanalysen.

Fokus: High-Volume-Recruiting

Viele KI-Anbieter der zweiten und dritten Kategorie, das heißt bezogen auf die Auswahl von und Kommunikation mit Bewerber:innen, zielen mit ihren Lösungen auf das High-Volume-Recruiting im Blue-Collar-Bereich. Für Fach- und Führungskräfte können sich dagegen wahrscheinlich die wenigsten Unternehmen im deutschsprachigen Raum vorstellen, den kompletten Bewerbungs- und Einstellungsprozess vom Interview bis zur Vertragserstellung einer KI zu überlassen.

Anknüpfungsfähiger für den deutschsprachigen Raum dürften aktuell Lösungen, insbesondere auf niedrigerem Erfahrungslevel sein, die mit KI das Assesment von Kompetenz- und Persönlichkeitsmerkmalen optimieren.


Interview-Copilot, Auswertung, Insights, US


Plattform, Kompetenz-bewertung, KI-Interviews, US


Plattform, Skill-Analyse, KI-Matching, Analytics, IN


Plattform, KI-Interviews, Talent Insights, AU


Plattform, Skill-Assesment, KI-Video-Interviews, NL


Software mit KI-basierten Persönlichkeits-Test, LU


Recruiting-Service, KI zur Kultur-Analyse, DE


Plattform, CV-Screening, KI-Video-Interviews, DE


Plattform, KI-Assistentin, Vorqualifizierung, DE


KI-Sourcing, Interview-Auswertung, SG


Plattform, CV-Matching, Sourcing-Plugin, IN


Plattform, CV-Matching, KI-Video-Interviews, US

Kommunikation mit Kandidat:innen

Die dritte Kategorie von KI-Lösungen im Recruiting bezieht sich auf die Kommunikation mit Kandidat:innen. Die Anlässe und Zeitpunkte zur Kommunikation sind im Recruiting vielfältig und über alle Phasen des Recruitingprozesses gegeben. Daher verwundert es nicht, dass Anbieter aller Kategorien auch Funktionalitäten zur effizienten Kommunikation anbieten. Gleichwohl gibt es Anbieter, die diesen Bereich ins Zentrum ihrer Lösung stellen. Hier überwiegen aktuell Lösungen, die als Konversationale KI (Conversional AI) in Form eines Chatbots mit Kandidat:innen kommunizieren. Häufig werden diese zur Klärung von Fragen vor dem Bewerbungsprozess auf der Karriereseite eingebunden. Es gibt allerdings auch Lösungen, die von der Bewerbung bis zum Onboarding unterstützen.


Assesment-Plattform, Chatbot, Terminierung, Onboarding, US


Conversational AI, individueller Chatbot, NL


Conversational ATS, Jobmatching, Terminierung, US


AI-Agent, Chatbot, Terminierung, Onboarding, US


Tool, Optimierung Anzeigen und Kommunikation, US

Fazit: KI-Anbieter und Marktüberblick

Der Markt der KI-Anbieter für das Recruiting ist unübersichtlich und bleibt auf absehbare Zeit dynamisch. Während man insbesondere die Spezifika US-amerikanischer Lösungen, die quantitativ den größten Anteil im Markt ausmachen, beachten muss, sollte sich die Auswahl eines KI-Anbieters danach orientieren, wo du das aktuell größte Potenzial in deinem Recruiting-Prozess besitzt. Zuerst sollte daher eine Bestandsaufnahme des eigenen Prozesses, der Schwachstellen und der Potenziale stattfinden. Wenn du in der Folge KI zur Optimierung der Generierung, der Auswahl oder der Kommunikation mit Bewerber:innen nutzen möchtest, bietet dir dieser Marktüberblick eine Orientierung.

Du möchtest den passiven Bewerbermarkt für deine Fach- und Führungspositionen erreichen? Wir unterstützen dich dabei gerne mit unserer KI-Sourcing-Plattform.